Mobbing – Wenn Ausgrenzung einsam macht

Der Weimarer Kulturexpress zu Gast an den Berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“ des Landkreises Jerichower Land.

Was es mit einem Menschen macht, wenn aus vermeintlich harmlosen Neckereien erst Streiche und dann gezielte Angriffe werden, konnten am 02.11.2018 fast 120 Schülerinnen und Schüler unserer Schule erleben. Der Weimarer Kulturexpress machte Station an den Berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“ in Burg und spielte das Stück „Mobbing – wenn Ausgrenzung einsam macht. Ein Stück über Macht und Ohnmacht“ von Katrin Heinke.

Die Cafeteria (Haus 14) wurde zum Theatersaal umgebaut, die Fenster verdunkelt, das Bühnenlicht auf die beiden Schauspielerinnen gerichtet und die Zuschauer_innen erlebten, wie Mobbing in kürzester Zeit eine Schülerin zum Opfer, eine zur Täterin und die ‚zuschauende’ Klasse zu Mittätern macht.

Die Ausgangssituation war für die meisten der Vorstellungsbesucher noch vor ein paar Monaten sehr ähnlich: neue Klasse, neue Banknachbarn, neue Freundschaften, die sich finden mussten. Doch wie sich die Beziehung der beiden Darstellerinnen dann entwickelt, das will niemand erleben: Die fleißige unscheinbare Laura, die in einem behüteten Elternhaus lebt, der der Unterrichtsstoff leicht fällt und die vorbehaltlos ihre neue Banknachbarin, die fröhliche und beliebte Franziska, unterstützt, wird Mobbingopfer. Das Theaterstück zeigt, dass Franziskas Selbstsicherheit eine Fassade ist und sie sich insgeheim wünscht, dass ihr Leben ein bisschen mehr wie das von Laura wäre. Franziskas Eifersucht auf Lauras gute Noten sowie die Leichtigkeit, mit der sie diese erreicht, aber vor allem auf die Geborgenheit und den familiären Rückhalt, den Laura genießt, entwickelt sich im Laufe des Stückes zu Neid und schlussendlich zu Hass. Laura weiß gar nicht, wie ihr geschieht und alles, was sie tut, um den boshaften Attacken Franziskas zu entgehen, macht die Sache nur noch Schlimmer: Lügen, Psychoterror, üble Nachrede und Ausgrenzung muss Laura erleben – in der Schule aber vor allem auch in den gängigen Social-Media-Plattformen. Schwere Kost für den Zuschauer.

Die anwesenden Schüler_innen und Lehrer_innen waren direkt und indirekt in das Theaterstück einbezogen, konnten über Hilfestellungen nachdenken und Stellung beziehen. Das regte zum Nachdenken und zu Gesprächen an. Deshalb hatten die die Schüler_innen im Anschluss an die Vorstellung Gelegenheit über die dargestellte Situation zwischen Laura und Franziska zu diskutieren und gemeinsam mit den Darstellern Erklärungs- und Lösungsansätze für den Fall, dass Mobbing z.B. in der Klasse sichtbar wird, zu besprechen. Insbesondere die Sensibilisierung für die vermeintlichen ‚Zuschauer’ von Mobbing-Situationen wurde reflektiert.

Damit leistete der Weimarer Kulturexpress einen Beitrag zur Stärkung des Selbstverständnisses der Berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“: das Verhältnis aller am Schulleben Beteiligten ist von Anerkennung und Respekt geprägt. Konflikte sprechen wir offen an und bleiben dabei sachlich und konstruktiv.

Wer Hilfe benötigt, kann sich jederzeit an seine/n Klassenleiter/in, an eine Lehrkraft des Vertrauenslehrerteams, den Schulsozialarbeiter und auch an die Schulleitung wenden. Nur, wenn wir über Probleme oder Konflikte informiert sind, können wir auch helfen.

Susanne Röver